Sportangler Kameradschaft Lüneburg e.V.

„Dein Angelverein für Lüneburg und Uelzen“

Fisch des Jahres – der Barsch

Der Angelverband Niedersachsen hat 12 Fakten über den Barsch zusammengestellt. Vielen Dank für den Beitrag.

(1) Gewässer mit Großbarschpotenzial

Nicht in jedem Gewässer schwimmen große Barsche herum. Klare und tiefe, mäßig nährstoffreiche Gewässer mit einem hohen Freiwasseranteil und gut strukturierten Uferzonen haben Großbarschpotential (Höhne et al. 2020). Das sind z.B. größere Baggerseen oder auch vergleichsweise klare Teilabschnitte der Schifffahrtskanäle wie z.B. der Mittellandkanal mit seinen Stichkanälen.

(2) Wichtige Ökosystemfunktion

Barsche sind nicht nur mengenmäßig sondern auch in Bezug auf die Biomasse häufig der dominante Raubfisch in vielen Gewässern. Damit übernimmt er eine wichtige ökologische Funktion, indem er die Bestände der überwiegend Zooplankton fressenden Jungfische vor allem der Cypriniden oder aber auch seinen eigenen Nachwuchs reduziert.

(3) Gefräßiger Kannibale

Barsche können Artgenossen verschlingen, die mehr als die Hälfte ihrer eigenen Körperlänge messen! Barsche, die sehr früh kannibalistisch werden, haben Potential zu richtig großen Kirschen heranzuwachsen (Le Cren 1992, Claessen 2002, Persson et al. 2003).

(4) Geselliger Schwarmfisch oder kannibalistischer Einzelgänger?

Soziale Barsche, die häufig mit ihren Artgenossen in Schwärmen umherschwimmen, zeigen deutlich weniger Kannibalismus als ihre Artgenossen, die eher alleine umherschwimmen und weniger aktiv sind (Andersson et al. 2021).

(5) Anglerskills – angeworfen bedeutet nicht gefangen

Gute Barschangler (basierend auf Selbsteinschätzung) fangen signifikant mehr und vor allem auch größere Barsche (Monk & Arlinghaus 2017). Auch wenn bei den weniger erfahrenen Barschanglern die Barsche ähnlich häufig in Wurfnähe waren, wurden sie von diesen deutlich seltener gefangen.

(6) Altersschätzung leicht gemacht

Als Angler kann mal sehr einfach das Alter seiner gefangenen Barsche schätzen. Dafür muss nur der Kiemendeckel mit dem spitzen Dorn von der Haut befreit (das geht am besten in heißem Wasser) und anschließend getrocknet werden. Dann lassen sich leicht die Phasen langsamen Wachstums im Winter (dunkle Bereiche auf dem Kiemendeckel) von den Phasen schnellen Wachstums (helle Bereiche) ablesen (Le Cren 1947).

(7) Zwergenwuchs: Ein fischereiliches Problem?

Zwergenwuchs (Verbuttung) entsteht bei Barschen häufig durch Nahrungsmangel aufgrund hoher innerartlicher Konkurrenz und durch erhöhte größenabhängige Sterberaten (Ylikarjula et al. 1999). Eine erhöhte Sterblichkeit großer Barsche z.B. durch eine intensive fischereiliche Entnahme kann die Verbuttung von Barschbeständen fördern, da der Kannibalismus durch das Fehlen großer Barsche reduziert wird. Verbuttung ist nicht genetisch fixiert sondern basiert auf inner- und zwischenartlichen Wechselwirkungen und ist somit reversibel.

(8) Anfällig gegenüber Überfischung?

Barschpopulationen reagieren mit Blick auf die Fangraten (Anzahl gefangener Individuen) sehr stabil auch unter hohem Befischungsdruck (Johnston et al. 2013). Jedoch können Barschbestände schnell größenüberfischt werden (Olin et al. 2017). So wurden in einem See 25 ha großen See in Brandenburg innerhalb von 700 Angelstunden mehr als ein Drittel aller Barsche über 33 cm gefangen (Monk & Arlinghaus 2017).

(9) Barschmanagement: Maximalmaß statt Mindestmaß?

Zur Förderung großwüchsiger Barsche und zur Vorbeugung einer Verbuttung, ist es sinnvoll große Barschindividuen durch ein Maximalmaß zu schonen. So dürfen im AVN Verbandsgewässer Elbe-Seitenkanal Barsche nur bis 40 cm entnommen werden. Größere Individuen müssen schonend zurückgesetzt werden. Mindestmaße können beim Barsch kontraproduktiv wirken, da sie die innerartliche Konkurrenz stärken, was zu geringeren Wachstumsraten und verbutteten Beständen führen kann (Johnston et al. 2013).

(10) Sinnloser Besatz

Barsche kommen in fast allen Gewässer vor und vermehren sich dort regelmäßig und müssen folglich nicht besetzt werden (Arlinghaus et al. 2017). Im Gegenteil: Ein Besatz mit Barschen kann sogar kontraproduktiv sein. Die von Fischhändlern häufig beworbene „Blutauffrischung“ mit Barschen aus fremden Gewässern (das sind in der Regel Wildfänge) kann zu einer Verstärkung der innerartlichen Konkurrenz und der Einschleppung fremder Parasiten in ein Gewässer führen (Wierzbicka et al. 2005).


(11) Populationsanalyse

Die Barschweibchen legen häufig nachts ihre Eier in Form einer Laichschnur bevorzugt an Unterwasserstrukturen wie Schilf oder Totholz ab. Durch Zählung und Vermessung der Laichschnüre durch z.B. Taucher können gute Rückschlüsse auf die Populationsgröße und Größenstruktur geschlechtsreifer Barsche in einem Gewässern gezogen werden. Die Breite der Laichschnur korreliert mit der Größe der Weibchen. Je breiter die Laichschnur, desto größer das Weibchen (Dubois et al. 1996).

(12) Zandernester für den (B)Arsch?

Traditionell werden von vielen Angelvereinen im Spätwinter/Frühling ausgediente Weihnachtsbäume als Zanderlaichhilfen versenkt. Doch diese Laichhilfen werden deutlich besser von Barschen als von Zandern angenommen. Die Barschweibchen können ihre Laichschnüre perfekt an die stabilen, komplexen Aststrukturen heften.



Bildquelle und Artikelquelle mit freundlicher Genehmigung vom Anglerverband Niedersachsen – zur Webseite

Fisch des Jahres 2023, der Flussbarsch

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